Die Motive für ihre Porträts sammelt die Künstlerin mit der Kamera in ihrer direkten Umgebung oder auf ihren Reisen durch die Welt. Zuhause angekommen werden aus diesen Eindrücken Gemälde, deren Format erst bei 100 x 120 cm beginnt. Kleiner geht nicht. Größer ist kein Problem. Warum? Ein kleines Format passt nicht zum Wesen der Künstlerin, würde etwas begrenzen, was in allen Bereichen des Lebens nach Fülle strebt – ohne dabei gierig zu sein. Malen ist für sie nicht nur schöpferische Erfüllung, sondern auch sportliche Leistung. Bei den großformatigen Bildern ist sie ständig in Bewegung, malt, nimmt Abstand, um zu sehen, was entstanden ist, läuft wieder auf die Leinwand zu und malt weiter. Selten verweilt sie dabei in Ruhe.
Tanja Hoffmann nimmt die Menschen aus ihrer ursprünglichen Umgebung, die ihre Kamera festgehalten hat, heraus und konzentriert sich ganz auf die Gesichter und den Ausdruck. Miss Goldfinger hat eine Neigung zu exotischen Menschen. Sie liebt die ausdrucksstarken Augen und sinnlichen Lippen der Afrikaner. Diese Vorliebe erklärt sich die begeisterte Mutter von vier Kindern mit einer Art „Kindchen Schema“, das wir bei Babys und Kleinkindern so anziehend finden. Die auch für sie unbekannten Menschen holt sie aus ihrer Anonymität, indem sie den Bildern manchmal fast poetische Namen gibt: Fernanda, Milla, African Queen, African Blues. Häufig sind es auch bekannte Persönlichkeiten, wie Frida Kahlo, Jimi Hendrix, Muhammad Ali oder sogar Barak Obama, deren Innerem sie beim Malen näher zu kommen versucht.
Die mexikanische Malerin Frida Kahlo hatte privat und politisch ein sehr bewegtes Leben. Die meisten Fotografien und ihre eigenen Gemälde zeigen sie als herbe Frau, deren dichten Augenbrauen und ein kleiner Damenbart das Gesicht verdunkeln. Tanja Hoffmann greift in ihrer Interpretation auf eine Fotografie zurück und zeigt uns eine Frida von fesselnder Schönheit. Die Gesichtszüge sind fein modelliert. Die Augenbrauen liegen schön geschwungen über den Augen. Mit ernstem, aber offenem Blick schaut Frida ihr Gegenüber, den Betrachter, an. Nicht lange und er begreift, dass es diese Augen sind, die ihn festhalten und nicht mehr loslassen. Er beginnt sich nicht zurückziehen und es beginnt ein schweigendes Gespräch zwischen den beiden.
Frida trägt ein blaues, folkloristisches Kleid mit zarter Bordüre um den Hals, große auffallende Ohrringe und eine Kette. Ihre vollen Haare sind zum Zopf geflochten und mit dicken, pinkfarbenen Bändern nach oben gebunden – eine Haartracht, mit der sie häufig auf Bildern zu sehen ist. Spannung erreicht die Künstlerin durch die Art, wie sie die Farben der Kleidung und der Accessoires mischt und alles vor eine, eher streng wirkende, mit Blattwerk verzierte, violette Tapete setzt. Diese ist tatsächlich auf den Bildgrund aufgeklebt.
Und hier kommen wir zu der Art, wie Miss Goldfinger ihre Gemälde entwickelt. Die einfach gemalte Oberfläche ist ihr zu monoton, deshalb klebt sie häufig Tapete, Zeitungen oder Packpapier als strukturgebende Elemente auf die Leinwand. Darüber wird in Schichten die Farbe gelegt. Bei dem Porträt von Jimi Hendrix hat die Künstlerin mit Hilfe eines handgeschöpften Papiers den Hintergrund in zartem goldgelb gestaltet.
Ihre Gemälde entstehen mit Acrylfarben, Ölfarben, Ölkreiden, Goldfarbe und Blattgold. Sie mischt ihre Techniken: spachtelt, klebt, kratzt, schabt weg, nimmt die Finger, übermalt und setzt Akzente mit einigen wenigen Strichen. Manche Stellen werden einfach ausgespart und zeigen die weiße Leinwand. Auf diese Weise gibt es keinen einheitlich eingefärbten Hintergrund für die Porträtierten. Das sorgt für Bewegung und bildet einen Kontrast zu den in ihrer Körperhaltung eher statisch wirkenden Tieren und Menschen. Der Blick sorgt als unsichtbare Verbindung für Spannung.
Beim Malen sind die Finger der Künstlerin ständig involviert, immer in der Farbe und da sie sehr viel Gold verwendet, greifen sie eben auch in dieses schöne, schimmernde Material. Das Gold bleibt an der Fingern hängen. Daher auch das Pseudonym der Künstlerin – Miss Goldfinger.
Seit Anfang der 90er Jahre entwickelte Tanja Hoffmann Skulpturen aus organischem Material und Kunstharz. Ihr erstes Objekt entstand aus eingegossenen Bananen, später kamen Äpfel hinzu und irgendwann war es ein ganzer Obstkorb voll mit einzelnen kleinen Kunstharzblöcken.
Ein Schweinekopf, ein Schweineherz und eine Beinscheibe wurden auf diese Weise von der Künstlerin für die Zukunft erhalten. Der Kunstharzblock selber ist nicht exakt in seiner äußeren Form, sondern weist Spuren der Bearbeitung auf. Die Kanten sind gebrochen wie bei einem großen Stück Eis.
Vergänglichkeit und Zeit sind die Themen, die Tanja Hoffmann bei diesen Arbeiten beschäftigen. Sie will festhalten, was den Gesetzen der Natur und damit dem Tod unterworfen ist. Für Zeitungen trifft das in ganz besonderem Maße zu, auch wenn sie nicht organisch sind. Hier sind es die Neuigkeiten, die der Zeit und damit einem schnellen Tod unterworfen sind. Der 115 cm hohe Kunstharzblock mit dem Titel „Zeitsäule“ wurde in einzelnen Schichten gegossen und bildet nun den gläsernen Sarg für verschiedene Tageszeitungen aus dem Jahr 1992.“
Bei manchen dieser Arbeiten spürt man Ironie und leise Kritik an uns Menschen und unserem Verhalten. Bei der „Schweinerei“ von 2001 wurden kleine vermenschlichte Schweinchen aus Plastik von der Künstlerin in Halbkugeln eingegossen und um einen Wurstring angeordnet. Das Arrangement erinnert an eine Torte. Der Zuckerguss wurde aus kleinen rosa Perlen hergestellt, eine weiße Tortenspitze rahmt das Ganze.